Rauchen ist tödlich – daran zweifelt heutzutage so gut wie keine:r mehr. Dieser Fakt war früher jedoch nicht so selbstverständlich allen bekannt. Jahrzehntelang manipulierte die Tabakindustrie die öffentliche Meinung und log, was das Zeug hält – aus reiner Profitgier. Bis in den Bundestag hinein. Die Strategie ist immer diesselbe: Wissenschaftlichen Konsens leugnen, Zweifel streuen, Desinformation verbreiten und Lobbying zu eigenen Gunsten betreiben. Wir zeigen euch am Beispiel der Tabakindustrie, wie die Propaganda-Tricks der großen Unternehmen funktionieren. Und wie ihr sie auch bei anderen Themen durchschaut.
die fakten: rauchen schadet deiner gesundheit und macht abhängig
Laut WHO sterben jedes Jahr etwa 125.000 Menschen in Deutschland vorzeitig an den Folgen des Tabakkonsums. Ungefähr ein Viertel der über-15-Jährigen konsumiert hierzulande regelmäßig Tabakprodukte. Die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgekosten werden vom deutschen Krebsforschungszentrum auf jährlich rund 97 Milliarden Euro beziffert. Rauchen schadet also der Gesundheit, ist teuer und macht abhängig. So ist Rauchen die häufigste Einzelursache von Krebs in Industrieländern, die Kausalität zwischen Lungenkrebs und Rauchen ist schon lange bewiesen:
Du siehst also: am Beispiel der USA ist der Zigarettenkonsum seit 1900 stark angestiegen, ab 1970 ca. ist er kontinuierlich wieder gesunken. Parallel dazu stieg und sank ebenso die Kurve der Lungenkrebs-Todesfälle. Ebenso macht Rauchen körperlich abhängig, das bedeutet, dass sich dein Körper innerhalb von kurzer Zeit an einen Inhaltsstoff von Zigaretten, nämlich Nikotin gewöhnt und immer mehr davon verlangt. Durch Nikotin wird im Gehirn das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet – verbindet dein Körper schlussendlich Rauchen mit Glück, verlangt er immer mehr Nikotin, um dieselbe Wirkung zu entfalten.
die desinformationsmaschinerie der tabakindustrie
Zweifel ist unser Produkt, denn er ist das beste Mittel, um mit den Fakten zu konkurrieren, die in den Köpfen der Öffentlichkeit existieren.
Seit in den 1950er Jahren erstmals bekannt wurde, wie gesundheitsschädigend Rauchen ist, lag der Tabakindustrie viel daran, wissenschaftlichen Konsens zu leugnen und Lügen zu verbreiten. 1952 beispielsweise, nachdem in den USA eine neue Studie zu den Krebsfolgen von Tabakkonsum erschien, sank die Zahl von Raucher:innen dort deutlich. Da die Tabakindustrie in Folge Imageschäden und Gewinneinbuße befürchtete, bekämpfte sie die Wissenschaft mit einer groß angelegten Marketingstrategie. In Zusammenarbeit mit der Hill & Knowlton Werbeagentur waren die größten Tabakunternehmen der Vereinigten Staaten ab 1953 darauf aus, Zweifel an den wissenschaftlichen Fakten zur Gesundheitsgefährdung durch Rauchen zu sähen.
Der perfide Trick, den sie dabei anwendeten, war nicht etwa, die bestehenden wissenschaftlichen Fakten zu leugnen, sondern vorzugeben, mehr Wissenschaft in dem Bereich zu fördern. Heißt im Klartext: Tabakunternehmen gaben vor, sich um die Gesundheit ihrer Konsument:innen zu sorgen, während ihre Taktik eigentlich war, die bereits eindeutige Kausalität von Tabakkonsum und beeinträchtigter Gesundheit in Zweifel zu ziehen. Dazu wurde das Tobacco Industry Research Committee gegründet.
Gleich mal als Life Hack vorweg, den ihr euch in so ziemlich allen Bereichen merken könnt: Seid besonders vorsichtig mit Studien, die von Unternehmen in Auftrag gegeben wurden oder kofinanziert sind. Es liegt so ziemlich auf der Hand, dass diese niemals Interesse daran hätten, dass die Ergebnisse der Studie zu Gewinneinbußen oder Imageschäden führen würden. Nehmen wir beispielsweise das Frank Statement, die erste Veröffentlichung des Tabakindustrie-Kommittees. Darin verbreitete die Tabakindustrie die Lüge, es bestünde noch kein bewiesener Zusammenhang zwischen Lungenkrebs und Rauchen. Sie leugneten also einen Fakt, der bereits wissenschaftlicher Konsens zu dem Zeitpunkt war. Das Frank Statement wurde in über 448 Zeitungen in den USA veröffentlicht und erreichte geschätzte 43 Millionen Menschen.
es hat sich nichts geändert: die ölindustrie macht dasselbe
Das Frank-Statement war nur der Anfang der Desinformations-Maschinerie, die die Tabakindustrie in Gang setzte. Das erschreckende daran: sie inspirierte dadurch andere Industrien, wie beispielsweise die Ölindustrie. Gehen wir zurück ins Jahr 1979. Der Ölkonzern Exxon wusste durch eine interne Studie spätestens seit diesem Jahr Bescheid, welche Folgen seine ökonomischen Tätigkeiten haben werden. Sie wussten, dass der Emissionsanstieg zu einer Erderwärmung und dramatischen Umweltschäden führen werde.
Wie wir alle wissen, wurde diese Fakten bewusst vortuscht. Und das, obwohl Exxon schon früh akkurate Schätzungen vorlagen, wie viel CO2 noch emittiert werden dürfe, um die Erderwärmung um jeweils wie viel Grad eindämmen zu können. Der Ölkonzern dachte jedoch in keinem Zeitpunkt daran, seine Informationen zu veröffentlichen. Stattdessen wurden grundsätzliche Zweifel am Klimawandel gesät, emotionale Werbekampagnen gestartet und Institute finanziert, die genauso wie für die Tabakindustrie Lügen über bereits bestehende wissenschaftliche Fakten veröffentlichen sollten. Bei Shell die gleiche Geschichte: auch dort warnten hausinterne Forscher:innen vor den Folgen des Klimawandels.
Die Fossil-Industrie muss als nächstes dran sein
Die guten Nachrichten zuerst: glücklicherweise stellt heutzutage fast niemand mehr in Frage, wie schlecht Rauchen für die Gesundheit ist. Es gibt ausreichend viele Kontrollwerkzeuge für die Tabakindustrie, die den wissenschaftlichen Konsens abbilden. So existiert beispielsweise die Plattform „Truth Tobacco Industry Documents“, auf der die Desinformationskampagnen der Tabakindustrie wissenschaftlich aufgearbeitet wurden. Auch die WHO (Weltgesundheitsorganisation) sticht hervor mit ihrem „Tobacco Control Playbook“, also einer ausführlichen Veröffentlichung zu allen Wahrheiten, die die Tabakindustrie lange verschwieg.
Und jetzt die schlechten Nachrichten: Zwar herrscht auch beim Klimawandel quasi 100%tiger wissenschaftlicher Konsens, dass dieser menschengemacht ist und wir alle haben lupenreine Informationen darüber, worauf wir zusteuern, reduzieren wir nicht die Treibhausgase drastisch. Dem IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change oder auch „Weltklimarat“ genannt) und anderen wichtigen Wissenschaftler:innen und Plattformen sei Dank. Im Gegensatz zum Tabakkonsum gibt es jedoch immer noch unzählige Klimawandelleugner:innen und Großkonzerne, die die Wahrheit vertuschen wollen, blanke Lügen veröffentlichen und andere Taktiken verwenden, um der Wahrheit auszuweichen. Einige davon analysieren wir für dich.
taktik 1: zweifel sähen
Zwischen 1988 und 2005 investierte ExxonMobil über 16 Millionen Dollar in ein Netzwerk von Tarngruppen, die irreführende Behauptungen über die Klimawissenschaft verbreiteten. Auch heute noch spielen große Unternehmen der fossilen Energiewirtschaft eine große Rolle in einflussreichen US-Handelsverbänden und Lobbygruppen. Darunter beispielsweise das American Petroleum Institute (API), der American Coal Council und der American Legislative Exchange Council (ALEC). Diese Gruppierungen zweifeln weiterhin die Klimawissenschaft an und sprechen sich gegen eine Regulierung der Treibhausgasemissionen aus.
Noch im Jahr 2011 verklagte das American Petroleum Institute zusammen mit anderen Parteien die US-Umweltschutzbehörde EPA. Der Grund: die EPA machte deutlich, dass vom Menschen ausgestoßenen Treibhausgase für „ungewöhnlich hohe planetarische Temperaturen“ verantwortlich sind. Ein seit Jahrzehnten bekannter Fakt, den das API anzweifelte. Wir sehen: Die Ölindustrie folgt demselben Desinformationsweg, den auch die Tabakindustrie in den 1950er und 1960er Jahren eingeschlagen hat.
taktik 2: Astroturfing
Astroturfing, auf deutsch etwa „künstliche Graswurzelbewegung“, bezeichnet eine künstlich hervorgerufene Kampagne, die die öffentliche Meinung zu eigenen Zwecken beeinflussen und lenken soll. Es soll der Anschein erweckt werden, dass bestimmte Themen aus Eigeninitiative in den Fokus gerückt wurden, während eigentlich beispielsweise ein bestimmes Unternehmen dahinter steckt.
Konkret die Tabakindustrie arbeitet mit verschiedensten Organisationen, Gruppierungen und Unternehmen zusammen, die die Tabakindustrieinteressen gegen Geld oder andere Leistungen nach außen vertreten. Auf den ersten Blick scheinen sie jedoch nichts mit Tabakunternehmen zu tun zu haben und das ist ihr Trick.
„Die Tabakindustrie versucht, neue politische Maßnahmen in ihrem Sinne zu beeinflussen und in einigen Ländern bereits eingeführte Maßnahmen zur Eindämmung des Rauchens rückgängig zu machen. Besorgniserregend ist, dass die von uns identifizierten Verbündeten nur einen Teil derjenigen darstellen, die dazu beitragen, dass das geschäftliche und politische Umfeld für die Interessen der Industrie freundlich bleibt. Die politischen Entscheidungsträger müssen über diese Gruppen Bescheid wissen, denn obwohl sie unabhängig zu sein scheinen, unterstützen sie in Wirklichkeit die Tabakindustrie.“
Phil Chamberlain, stellvertretender Direktor der Forschungsgruppe für Tabakkontrolle an der Universität Bath
2019 beispielsweise zahlte Imperial Tobacco 10.000 Euro an die Europeans Citizens‘ Initiative, ein eigentlich unabhängiges demokratisches Instrument, das Gesetzesvorschläge von Bürger:innen an die Europäische Kommission herantragen soll. Zunächst sah es so aus, als würden einzelne Personen unabhängig von Imperial Tobacco die Abschaffung einer Regulation zu mehr Kontrolle von E-Zigaretten-Werbung befürworten. Wie sich jedoch herausstellte, steckte die Tabakindustrie dahinter. Ähnliche Taktiken sahen wir, wie oben analysiert, bei ExxonMobile und der Ölindustrie.
taktik 3: lobbying
Genau diese Ölindustrie und ihre Lobbyist:innen arbeiteten sich in der Vergangenheit und bis heute die Finger wund, um strengere Regulierungen zu verhindern. 2001 beispielsweise hatte die Lobbyarbeit der Ölindustrie einen großen Anteil an der Ablehnung des Kyoto-Protokolls durch die US-Regierung unter Präsident George W. Bush. Auch ChevronMobil nutzte auch seine engen Beziehungen zur Regierung von Präsident Bush, um Druck auf die Regierung auszuüben. Diese sollte Spitzenwissenschaftler:innen aus den Führungspositionen des IPCC und der Nationalen Klimabewertung der USA abziehen und eine Bundespolitik fördern, die die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern weiter vorantreibt.
Die Liste von klimaschädlicher Lobbyarbeit der Ölindustrie ließe sich noch lange fortführen. Klar wird jedoch: der Ölindustrie lag und liegt wenig daran, das Klima zu schonen und Alternativen zu fossilen Energieträgern zu erforschen. Auch die Tabakindustrie ist -leider- sehr erfolgreich in ihrer Lobbyarbeit und schaffte es so zum Beispiel, jahrelang eine Ausweitung des Tabakwerbeverbots hinauszuzögern.
taktik 4: individuelle verantwortung als neoliberaler mythos
Schon früh versuchte die Tabakindustrie, die gesundheitlichen Folgen von Rauchen auf die individuelle Verantwortung jedes Einzelnen zu schieben. Nach dem Motto: Wir produzieren lediglich ein Produkt, was danach mit den Konsument:innen passiert, ist uns egal. So einfach ist es jedoch nicht: die Tabakindustrie bietet ihre Produkte nämlich nicht nur an, sondern bewirbt sie. Und sie erreicht somit, dass die Menschen immer weiter Tabakprodukte konsumieren. Auch an Passivraucher:innen, die ohne ihre Zustimmung von Rauch umgeben werden, richtet sich das Scheinargument der individuellen Verantwortung nicht.
Die Ölindustrie hängt demselben neoliberalen Mythos nach. Oftmals versuchen klimaschädliche Unternehmen ihre unternehmerische Verantwortung auf den Einzelnen umzumünzen. Wie schaffen sie das? Beispielsweise über den ökologischen Fußabdruck. So war es beispielsweise ein Ölkonzern, der erstmals den Begriff „Carbon Footprint“ und einen entsprechenden Rechner einführte. Versteht mich nicht falsch: Natürlich sollte jede:r einzelne darauf achten, wie viel CO² er oder sie ausstößt und, wenn möglich, die grünere Version einer Konsumentscheidung bevorzugen. Ölkonzerne machen es sich jedoch mit dieser Verschiebung der Verantwortlichkeiten besonders leicht.
2014 beweist eine groß angelegte Studie die erdückende Verantwortlichkeit von den 90 größten Öl-, Kohle-, Gas- und Zementherstellern. Von den gesamten industriellen CO²- Emissionen zwischen 1854 und 2010 und Methanemissionen von 1751 bis 2010 entfielen 63 % auf 83 der weltweit größten Kohle-, Erdöl- und Erdgasproduzenten sowie die sieben größten Zementhersteller. Das heißt, dass nur 90 Unternehmen die gesamte fossile Energie und den Zement produziert haben, die für 63 % der weltweiten industriellen CO²- und Methanemissionen verantwortlich sind.
Dieses Ergebnis zeigt uns: wir brauchen vor allem kollektive Maßnahmenergreifungen anstatt uns auf individuelle Einsparungen zu konzentrieren.
Taktik 5: seriöse Forscher:innen diskreditieren
Das wohl bekannteste Beispiel, wie Klimaleugner:innen seriöse Forscher:innen diskreditieren, ist Marc Morano, US-amerikanischer PR-Manager. Er arbeitet unter anderem für das sogenannte „Committee for a constructive Tomorrow“, eine der führenden Organisationen der Klimawandelleugnung. Finanziert wurde sie unter anderem von den Ölkonzernen ExxonMobile und Chevron.
Morano hetzte gegen Wissenschaftler:innen, die auf die Existenz des Klimawandels und seine drastischen Folgen aufmerksam machten. So hetzte er auch gegen Michael Mann, einen US-amerikanischen Klimaforscher, der vor allem durch das sogenannte „Hockeyschläger-Diagramm“ bekannt wurde.
Sein Beweis, wie die Temperatur auf der nördlichen Hemisphäre ab Beginn des Verbrennens von Kohle, Öl und Gas deutlich anstieg, schaffte es sogar in den IPCC Bericht von 2001. Seine Erkenntnisse wurden sofort von anderen, von Ölkonzernen finanzierten Wissenschaftlern angefechtet.
Morano schaffte es, Fake News zum Klimawandel zu verbreiten und gleichzeitig Hetzjagden auf seriöse Klimawissenschaftler:innen zu veranstalten. Mann zog wegen Drohungen gegen ihn und seine Familie mehrmals um, die Anfeindungen ließen nicht nach. Sein Leben wurde ihm zur Hölle gemacht. Wofür? Für’s Wahrheit sagen.
taktik 6: gekaufte wissenschaftler:innen
Moranos PR-Klimaleugnung wurde nicht nur von Pseudo-Wissenschaftler:innen unterstützt, die in Wahrheit von der Fachwelt überhaupt nicht anerkannt sind, sondern auch von Experten, die eigentlich tatsächlich Ahnung von ihrem Fach haben sollten. Sie ließen sich jedoch einfach von großen Industrien kaufen. Wir geben euch zwei Beispiele: der Atmosphärenphysiker Fred Singer sowie der Physiker Frederick Seitz.
Der mittlerweile verstorbene Seitz verharmloste in seiner Karriere für den Tabakkonzern Reynolds zehn Jahre lang die Gefahren des Rauchens. Sein „Entgelt“: jährlich 65.000 Dollar. Singer ließ sich unter anderem von den Ölkonzernen ExxonMobil, Shell und Texaco bezahlen. Gemeinsam gründeten sie Vereine, die ein Ziel verfolgten, nämlich den Weltklimarat in Verruf zu bringen.
Deren Vereine sind nur ein Beispiel eines ganzen Komplexes von Verbänden und Instituten, die von der großen Unternehmen finanziert sind. Die Krux daran: da sie ja Wissenschaftler:innen als Mitglieder haben, scheinen sie auf den ersten Blick seriös zu sein. Wenn dich aber jemand bezahlt, dass du der Industrie opportune Ergebnisse lieferst, sind damit alle akademischen Standards aufgehoben.
2010 war Singer, 2020 verstorben, übrigens auch im Deutschen Bundestag zu Gast. Wer hätte es gedacht: seine Klimawandelleugnungen gefielen vor allem der damaligen umweltpolitischen Sprecherin der CDU-Fraktion. Später hieß es, man hätte sie missverstanden. Wie Klimawandelleugnung bis heute Einzug ins Parlament findet, erklären wir dir weiter unten.
Taktik 7: PLURV-Formel
Viele Leugner:innen von wissenschaftlichem Konsens greifen oft auf diesselben Taktiken zurück, um der Wahrheit zu entgehen. Die bisher analysierten Taktiken haben wir für diesen Artikel vor allem auf die Öl- und Tabakindustrie bezogen. Ein weiteres Geflecht an Desinformationsstrategien hat bereits der Blog Skepticalscience aufbereitet. Es handelt sich dabei um die sogenannte PLURV-Formel. Eigentlich ist das gar keine für sich stehende Taktik, sondern ein Geflecht an Techniken, um Wissenschaft zu leugnen.
Ein paar der Techniken könnt ihr in den analysierten Tricks der Wissenschaftsleugnung von oben wiederfinden, wie zum Beispiel das Heranziehen von Pseudo-Experten, das Rosinenpicken oder die unerfüllbaren Erwartungen. Im Netzwerk klimafakten.de könnt ihr euch genauer über die einzelnen Techniken informieren oder ihr klickt euch durch die Infos mit konkreten Beispielen von Skepticalscience. Euch dieser Techniken bewusst zu werden, ist der erste Schritt, sie im Netz oder auf der nächsten Familienfeier entlarven zu können. Oder, wie folgt, Politiker:innen oder Parteien zu analysieren.
auch die fdp greift auf die desinformationsmaschinerie zurück
Uuuund da haben wir sie, die Klimaleugnung im Bundestag. Wusstest du zum Beispiel, vor allem gezielt gestreute Fake News waren, die dafür sorgten, dass das Heizungsgesetz komplett ausgehöhlt und klimatechnisch zur Bedeutungslosigkeit getrieben verabschiedet wurde? Zunächst stimmte die FDP dem ersten Gesetzesentwurf, der Anfang 2023 von Habecks Ministerium kam, sogar noch zu. Von einem „Heizverbot“ keine Rede. Doch auf einmal betrieb die FDP auf einmal Oppositionsarbeit in ihrer eigenen Regierung und legte Habeck derartig viele Steine in den Weg, dass von diesem ersten Entwurf wenig übrig geblieben ist.
Besonders auffällig war, wie vor allem die BILD die plötzliche Ablehnung des Gesetzentwurfs durch die FDP beeinflusste. Über Monate machte das Blatt Stimmung gegen „Habecks Heiz-Hammer“. Viele Aussagen der Bild-Zeitung waren nachweislich falsch wie der Journalist Malte Kreutzfeldt in einer breiten Auswertung feststellte. Die Welle an Hetze und Fehlinformation zu einem klimapolitischen Vorhaben war beispiellos und prägte die politische und öffentliche Debatte wesentlich. Man kann es so sagen: die FDP nutzte die BILD-Desinformationsmaschinerie, um ihren Widerstand im Bundestag anzuheizen. Die komplette Timeline und alle Faktenchecks haben wir hier für dich aufbereitet:
die verflechtungen von bild, Fdp und fossiler industrie
Die BILD also mal wieder. Nicht vergessen: BILD und WELT gehören zum Axel-Springer-Verlag, der zum einen dem Milliardär Mathias Döpfner gehört, der seine Zeitungen für gezielte Beeinflussung der Öffentlichkeit im Wahlkampf nutzt („Please stärke die FDP“) oder auch zu Teilen KKR, eines der weltweit größten private equity Firmen, die noch in fossile Energie investieren.
Und das ist nicht die einzige Parallele zur fossilen Industrie. Da ist zum Beispiel auch noch Frank Schäffler, FDP-Abgeordneter im Bundestag. Seine Denkfabrik „Prometheus“ wird unter anderem vom fossilen Konzern Exxon-Mobil finanziert. Da haben wir ihn wieder, den Ölkonzern. Wie Schäffler, der sich selbst schon als „Klimaskeptiker“ bezeichnete, im Namen seiner fossilen Geldgeber unsere Klimapolitik blockiert, berichteten wir bereits ausführlich:
Du siehst also: Klimaleugnung ist nicht nur Sache von Industrien und Großkonzernen. Beziehungsweise: Ihr Einfluss reicht auch weit in die Parteien und in den Bundestag hinein. Ich weiß, die ganzen Infos dieses Artikels können Leute wie dich, mich und andere Bürger:innen, die einfach nur friedlich und möglichst nachhaltig auf der Erde leben wollen, ziemlich fertig machen. Das kann schnell dazu führen, dass wir resignieren und denken, dass wir selbst eh nichts verändern können. Wir sollten aber dennoch aktiv bleiben oder werden und da ist nichts einfacher als der Schritt an die Wahlurne. Geh wählen, informiere dich über Politik, bleibe kritisch und überzeuge dich selbst.
Fazit: desinformation kostet menschenleben
Eins ist klar: Die Desinformationskampagnen und Marketingstrategien der Tabakindustrie und das Hinauszögern von klimaverträglichen Energielösungen der fossilen Industrie kostet Menschenleben. In Deutschland ist Rauchen ist das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko. Jedes Jahr sterben etwa 125.000 Menschen in Deutschland vorzeitig an den Folgen des Tabakkonsums. Klar, die meisten Menschen wissen Bescheid über die gesundheitlichen Folgen des Rauchens. Das hätte man aber schon viel früher wissen können, wenn große Konzerne nicht gezielt die Öffentlichkeit getäuscht hätten, um das zu verschleiern. Ein ehrliches Vorgehen der Industrie hätte möglicherweise mehr Leben gerettet als jede andere Maßnahme im Bereich der öffentlichen Gesundheit in den letzten fünfzig Jahren.
Auch der Klimawandel kostet Menschenleben und wird weiterhin Menschenleben kosten. Ohne rigide Maßnahmen zum Klimaschutz könnten bis zum Ende des Jahrhunderts 83 Millionen Menschen zusätzlich an den Folgen der Klimakrise sterben. Bei entschlossenem Handeln wäre es neun Millionen. Wir können Millionen Leben retten, wenn wir uns nicht mehr von den Lügen der Konzerne blenden lassen. Vom wirtschaftlichen Schaden ganz zu Schweigen: Bis 2050 könnte uns das bis zu 900 Milliarden Euro kosten. Die fossile Industrie steht dabei in besonderer Verantwortung, mehr zum Klimaschutz beizutragen. Es würde schon reichen, nicht Millionen dafür auszugeben, uns anzulügen und Desinformation zu streuen. Wir können derweil wählen gehen, Druck auf Verantwortliche ausüben, protestieren. Und nicht auf die Desinformationstricks der großen Unternehmen hereinfallen.
Artikelbild: canva.com
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