So zumindest könnten die Überschriften und zentralen Botschaften lauten, die deutsche Medien aus dem Tucker Carlson-Interview mit dem Kriegsverbrecher Wladimir Putin ihrer Leserschaft präsentieren. Stattdessen werden die Lügen der beiden notorischen Lügner Carlson und Putin teilweise immer noch als bare Münze und Tatsachen dargestellt. Haben wir denn nichts gelernt?
Putins Interview strotzt vor Fakes und Widersprüchen
Im Interview mit dem rechtsradikalen Verschwörungslügner und Desinformationsverbreiter Tucker Carlson hat der Kriegsverbrecher Wladimir Putin, der in über 100 Ländern per Haftbefehl gesucht wird, erneut bekräftigt, in der Ukraine weiter Menschen ermorden zu wollen, um sich das Territorium völkerrechtswidrig anzueignen.
Unter anderem zieht Putin Parallelen zu Hitler und rechtfertigt dessen Angriff auf Polen, da Polen vor dem Zweiten Weltkrieg nicht einfach freiwillig Gebiete an Deutschland abgetreten hatte. Ihr wisst schon – Putin will ja angeblich die Ukraine „entnazifizieren“ – indem er Hitlers Angriffskrieg rechtfertigt und als Beispiel heranzieht. Ironischerweise ist er hier mit Parallelen zu Hitler recht nah an der Wahrheit: Da genau wie Hitler 1938 auch Putin seinen Einmarsch in die Ukraine mit Fakes und Lügen rechtfertigte, die wir hier widerlegt hatten:
Putin betonte erneut, dass er kein Vertrauen in Versprechungen habe, dass die Ukraine nicht der NATO beitreten würde. Damit zerstört er zentrale Argumente seiner Propagandisten, die zuvor immer argumentiert hatten, dass die Ukraine nur auf den NATO-Beitritt verzichten müsste und der Krieg würde enden. Genau das wurde Putin von Scholz vor seinem Angriff versprochen, aber er hat es einfach nicht geglaubt und trotzdem angegriffen. Und Putin glaubt daran offenbar immer noch nicht, wie er im Interview erneut betont. Und sowieso gehöre die Ukraine laut Putin ja schon immer zu Russland.
Lügner spricht mit Lügner
Gleichzeitig erwartet Putin offenbar von uns, dass wir ihm blind glauben, wenn er im Interview sagt, dass er Polen und Lettland nicht angreifen werde. Er sagt wörtlich, dass er „kein Interesse“ an den Gebieten dort hätte und solche Anschuldigungen Panikmache seien. Das klingt irgendwie vertraut alles, fast als hätten wir das schon gehört:
Ah ja, direkt vor seinem Angriff auf die Ukraine behauptete Putin auch felsenfest, dass er keine Invasion der Ukraine plane und das alles nur Panikmache sei. Wenige Tage später begannen seine Schlächter, Zivilisten in der Ukraine zu ermorden.
Da gab es so viele Lügen, die Brockhaus-Sammlung an Faktencheck muss man fast gar nicht mehr erwähnen. Eine Lüge war aber derart kurios, dass der Kreml selbst aufgeklärt hat: Dass Tucker Carlson der erste westliche Journalist sei, der sich um ein Interview bemüht habe, ist offensichtlich gelogen. Dass Putin pausenlos angefragt wird, stellte der Kreml selbst fest.
Das kann doch keiner ernst nehmen …
… außer halt einige unsere Medien. Das hier sind deren Takeaways von den dutzenden Lügen, die Putin erzählt hat. Die Behauptungen des Diktators werden in Sharepics unkritisch reproduziert.
Auch die ZEIT drückt die Aussagen des hundertfachen Lügners und Kriegsverbrechers einfach verbatim in der Überschrift und im Teaser – das, was die meisten ausschließlich lesen – ab:
Auf Twitter bekam die ZEIT dafür sogar mehrere Community Notes:
„Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist Russland in Nachbarländer einmarschiert: Georgien (2008), Moldawien (Transnistrien, 1992) und die Ukraine (2014, 2022, obwohl es angekündigt hatte, nicht einzumarschieren). Russland droht Deutschland regelmäßig mit Atomschlägen.
https://tass.com/politics/1400517
https://www.cityam.com/russias-ex-pm-and-president-medvedev-threatens-to-nuke-germany-over-putin-arrest-warrant/ https://www.politico.eu/article/belgian-army-chief-hofman-putin-attack-after-ukraine-baltics-moldova-next-russia/„
Es ist zwar nicht ebenso unkritischer Journalismus, wie die Farce, die der Propagandist Tucker Carlson da abgeliefert hat, der keine kritischen Fragen stellte und die vielen Lügen des Diktators unwidersprochen ließ. Aber es ist trotzdem fahrlässig. Putin hat mit Tucker Carlson gesprochen, in der Hoffnung, dass der seine Propaganda unwidersprochen akzeptiert. Wir dürfen da doch nicht uns genau da einreihen und das alles auch noch uneingeordnet nacherzählen!
Es gibt natürlich auch viele Beispiele von Medien, die das geschickter gemacht haben, wie hier zum Beispiel der Tagesspiegel. (Der aber trotzdem immer noch die falschen Behauptungen im Teaser wiederholt, anstatt die Tatsachen zu erklären):
Gut hat das der BR hier gemacht:
Und noch viele weitere. Es gibt aber immer noch oft genug Medien, die diese gefährlichen Fehler begehen.
Putin will seine Propaganda in unsere Medien bringen. Das hat er geschafft
Es ist nicht „neutraler Journalismus“, die Aussagen eines notorischen Lügners und gesuchten Kriegsverbrechers einfach ohne Einordnung auf fette Kacheln zu drucken. Kritische Gegenstimmen das erste Mal nach der halben Lektüre zu Wort kommen lassen, die gleichwertig neben Putin vorkommen, macht das nicht besser. Hier wird gefährlicher „Bothsideism“ betrieben und dem Lügner der viel prominentere Raum gegeben. Journalisten sollen keine Partei ergreifen – aber das soll doch bitte nicht auch für die Wahrheit gelten. Genau so versagen wir im Kampf gegen Desinformation. Und 2024 haben wir diese Lektion immer noch nicht gelernt.
Denn wir dürfen nicht vergessen: Putin begeht fortlaufend weiter Kriegsverbrechen. Er hat erst letzte Woche wieder ein Krankenhaus bombardiert. Buchstäblich gestern hat der dänische Verteidigungsminister aufgrund von Geheimdienstberichten davor gewarnt, dass Russland aufrüstet und in drei bis fünf Jahren wieder/weiter angreifen werde. Gleichzeitig erwartet Putin offenbar von uns, dass wir ihm blind glauben, wenn er im Interview sagt, dass er Polen und Lettland nicht angreifen werde. Putin plant, dass bald Kriegsgegner enteignet werden können. Vielleicht sollten wir seinen Verbrechen mehr Raum geben, als seinen Lügen.
Das ist genau, was der Massenmörder Putin mit seinen Lügen bezwecken will: Dass seine falschen Erzählungen, die seinen genozidalen Angriffskrieg rechtfertigen, Verbreitung finden. Und das hat er bekommen. Wir packen auch nicht die Lügen von IS-Terroristen oder Neonazis auf Instagram Kacheln. Das wäre ja genauso unsinnig, wie immer noch Vertreter rechtsextremer Parteien pausenlos in Talkshows einzuladen. Oh, warte.
Warum so viele Medien immer noch beim Umgang mit Desinformationsverbreitern und Rechtsextremisten versagen, und wie wir dazu lernen können, darüber hat Volksverpetzer-Gründer Thomas Laschyk gerade ein Buch veröffentlicht: „Werbung für die Wahrheit“. Artikelbild: Tucker Carlson Network/Zuma Press Wire/dpa
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