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Trumps Propaganda: Google Maps, der Golf von Mexiko und der Umgang mit Autokraten

Dieser Artikel stammt von Netzpolitik.org.

Trumps PropagandaGoogle Maps, der Golf von Mexiko und der Umgang mit Autokraten

Wenn Autokrat:innen wie Donald Trump die Macht ergreifen, können Institutionen, Unternehmen und zivilgesellschaftliche Organisationen nicht einfach so weitermachen wie bisher. Was Google und Apple verpfuschen, macht die gemeinnützige Wikipedia besser.


Leonhard Dobusch – in Demokratie3 Ergänzungen
Ein Globus vergisst nicht – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Juliana Kozoski

Wie die Meeresbucht zwischen der US-Südküste, Mexiko und Kuba seit 500 Jahren heißt, war anscheinend eines der drängendsten Probleme der USA. Zumindest könnte man das meinen. Denn es umzubenennen war eine der ersten Handlungen von Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit. Per Dekret änderte er die Bezeichnung nach offizieller Lesart der US-Regierung von „Golf von Mexiko“ nach „Golf von Amerika“.

Google und Apple benennen Golf von Mexiko um

Zunächst ist die „Umbenennung“ ein hochgradig symbolischer Akt, der nationalistische Reflexe bedient. Er ist dabei Teil der „Flood the zone with shit“-Strategie der neuen Rechten rund um Trump & Co. Aber es ist mehr als nur ein dummer Streich – mehr als reine Symbolik. Die Umbenennung zwingt Dritte dazu, sich zu Trump zu verhalten.

Für Hersteller von Weltkarten wirft das ein Problem auf. Soll die Meeresbucht nun so heißen, wie Trump sich das spontan einbildet, oder wie sie der Rest der Welt und die Mehrheit der Menschen seit Jahrhunderten kennt?

Die US-Technikriesen Google und Apple haben sich entschieden: Sie richten sich nach den jeweiligen Regierungen im Land – also hier auch nach Trump. In den USA heißt die Meeresbucht auf ihren Kartendiensten nun Golf von Amerika. Aber auch in der deutschsprachigen Version von Google Maps wird der “Golf von Mexiko” seit kurzem zusätzlich als “Golf von Amerika” ausgewiesen.

Autokratische Propaganda ist nicht normal

Je absurder die Aktionen von Autokrat:innen wie Trump sind, umso wirkmächtiger ist es, wenn andere mächtige Akteure so tun, als wären diese normal, als wären sie ein alltägliches Geschäft. Genau das haben Google und Apple getan. Lutz Mache, verantwortlich für Government Affairs and Public Policy bei Google, hat auf Kritik an der sofortigen Umbenennung in Google Maps geantwortet: “(sic!)

Zusätzlich verwies Mache auf eine offizielle Stellungnahme – natürlich auf eX-Twitter, wo sonst –, in der Google auf die “lange bestehende Praxis” hinweist, Namensänderungen zu übernehmen, sofern sie in offiziellen Regierungsquellen (in den USA ist dies das “Geographic Names Information System”, GNIS) geändert wurden.

Das mag schon sein, aber solch eine Gewohnheit ist kein Gesetz. Und solange das GNIS nicht für nationalistische Regierungspropaganda missbraucht wurde, war diese Praxis auch kein Problem.

Wenn aber autoritäre Politiker:innen staatliche Institutionen zu Propagandazwecken missbrauchen, dann muss auch die Gewohnheit hinterfragt werden, ebendiesen Institutionen weiterhin blind zu vertrauen.

Ohne Widerstand gehen Autokrat:innen immer weiter

Das ist wichtig, weil alles, was ohne Widerstand funktioniert, von Autokrat:innen als Einladung verstanden wird, einen Gang höher zu schalten. So auch in diesem Fall: Inzwischen hat ein republikanischer Abgeordneter den Antrag eingebracht, Grönland in “Red, White and Blueland” umzubenennen.

Dabei gäbe es für Googles Reaktion durchaus Alternativen. So zeigt sich beispielsweise die Wikipedia nicht nur widerstandsfähiger gegen Desinformation als gewinnorientierte Plattformen, sondern auch gegen propagandistische Eingriffe durch autoritäre Kräfte.

Die Wikipedia ist widerstandsfähiger

In der englischsprachigen Wikipedia firmiert der “Gulf of Mexico” immer noch unter diesem Namen. Der Grund dafür sind die Namenskonventionen von Wikipedia: entscheidend ist, wie ein Ort überwiegend bezeichnet wird, nicht wie wer auch immer findet, dass er genannt werden soll.

Es ist also höchste Zeit, dass Google seine “longstanding practice” überdenkt. Warum nicht einfach überhaupt die geografischen Bezeichnungen der Wikipedia übernehmen? Jedenfalls aber gilt: Die Zeit von Business as usual ist vorbei. Das ist keine Übung.

Hinweis: Dieser Text erschien in leicht adaptiert Form zuerst im österreichischen Moment Magazin.

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Author: Leonhard Dobusch

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