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Schule der Zukunft – wie wir 2040 digital lernen werden

Das analoge Klassenzimmer hat vielleicht bald ausgedient. Stattdessen lernen die Schüler:innen im digitalen Raum, im Labor oder direkt an Orten, die sie interessieren – von Krankenhäusern bis zu Baustellen. Lerncoaches und KI erstellen dafür den optimalen, persönlichen Lernplan.

Schwapp. Schwapp. Schwapp. Wie Wellen fließen die Töne meines Weckers durchs Zimmer, die Lampen schalten sich an, Elena, meine virtuelle Assistentin, wünscht mir einen guten Morgen und liest mir die Wettervorhersage vor: „26 Grad, viel Sonne und nur eine dünne Wolkenschicht“. Ich strecke mich und setze die VR-Brille auf, die ich neben meinem Bett aufbewahre. Im Delta-Verse begrüße ich Tommi und Helena, wir sind die Earlybirds aus unserem Freundeskreis – bei der Einstufung für das neue Schuljahr hat die KI festgestellt, dass wir zu denen gehören, die morgens am besten lernen. Unsere Weck- und Lernzeiten wurden angepasst. Ich mag es, die Nachmittage frei zu haben, sie draußen in der Natur zu verbringen oder mit Helena durchs Delta-Verse zu reisen. Nur manchmal, wenn mich ein Kurs der Langschläfer:innen interessiert, schaue ich digital rein.

Elena, ihre Stimme ist warm und sanft, sagt mir, dass es Zeit ist, einen Blick in den Stundenplan für heute zu werfen – denn kein Lerntag gleicht dem anderen.

Alle sechs Monate treffen wir unsere Lerncoaches zu intensiven Gesprächen, auch eine KI ist dabei. Sie helfen uns, unsere Interessen und Fähigkeiten herauszuarbeiten; aus den Daten formt sich unser persönlicher Stundenplan. Wenn ich mich eine Zeit lang nicht so gut fühle, weil ich Streit mit meinen Eltern habe oder mich der Unterrichtsstoff überfordert, passt die KI den Plan an. Noten gibt es nicht. Ich wiederhole Lerneinheiten einfach so oft und unterschiedlich, bis ich es kann. Das ist mir wichtig, denn ich will Biochemikerin werden – die Welt in ihren kleinsten Abläufen verstehen.

Selbstständiges Lernen an unterschiedlichen Orten

Ich verbringe viel Zeit im Schullabor, wo erfolgreiche Wissenschaftler:innen mich ausbilden. Helena, die Ärztin, und Tommi, der Bauleiter werden will, treiben sich im Krankenhaus und auf Baustellen rum. „Ortsunabhängiges Lernen“ nennt sich das. Der Ansatz, der seit 2010 in vielen Reformschulen erprobt wurde, ist heute überall Standard. Zum wöchentlichen Check-up aber kommen wir alle im Schulhaus zusammen, tauschen uns über unsere Erfahrungen aus, teilen das gewonnene Wissen, debattieren über unsere Erkenntnisse – natürlich geht das auch im Delta-Verse, schließlich können wir unsere Ferien und Lernreisen selbst festlegen und sind fast nie alle am gleichen Ort.

Herby, einer unserer Coaches, hat uns erzählt, dass noch vor etwa 20 Jahren Kinder den gleichen Stoff im gleichen Fächerkanon lernen und sich an einen strikten Plan halten mussten. Seltsam. Kein Wunder, dass nur 20 Prozent glaubten, in der Schule alles zu lernen, was sie für die Zukunft brauchen. Damals gab es nur etwa 12 Fächer, die Pflicht waren für alle. Wir können zwischen 1.500 Kursen wählen – die KI und Elena haben mir bei der Auswahl natürlich geholfen, allein hätte ich das nicht alles durchgehen und entscheiden können: Was passt zu mir, was ist sinnvoll?

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Heute werde ich zwei Stunden im Botanischen Garten hinter dem Schulhaus verbringen, eine Reise mit einem Hologramm der verstorbenen Historikerin Erika Weinzierl durch die Vergangenheit im Delta-Verse machen und in der Pause Gitarre im Musikraum üben. Im Labor versuche ich mein Experiment abzuschließen und will danach beim Installieren der neuen Solarpanels auf dem Dach der Fitnesshalle helfen. Arbeits- und Sozialstunden bringen uns Pluspunkte – damit können wir uns Reisen im Delta-Verse, Sportkurse und Masterklassen von berühmten Forscher:innen oder Promis freischalten.

Es ist 8.30 Uhr, ich packe die VR-Brille in meinen Rucksack und ziehe mich hastig an. Aus der Garage hole ich mein Fahrrad, es ist dasselbe, mit dem schon meine Mutter zur Schule gefahren ist. Manche Mitschüler:innen machen sich deshalb über mich lustig, fragen, ob wir uns kein E-Bike oder Smart-Car leisten können. Aber ich mag das Quietschen des Sattels und Klappern der Speichen. Schließlich ist nicht alles Alte schlecht.

Wichtigste Quellen

Studie „Zukunft der Bildung aus der Sicht Jugendlicher“ (2021), Fields Institute; Tracey Fellows in Kooperation mit GoStudent: „Das Ende der Schule, wie wir sie kennen: Bildung im Jahr 2050“ (2023)

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