Dieser Artikel stammt von Netzpolitik.org.
Die 8. Kalenderwoche geht zu Ende. Wir haben 17 neue Texte mit insgesamt 113.517 Zeichen veröffentlicht. Willkommen zum netzpolitischen Wochenrückblick.
Liebe Leser:innen,
ich habe letztens mit einer bekannten Bildbearbeitungssoftware herumgespielt. Damit kann man inzwischen Bilder erweitern, das heißt: Die Software dichtet einfach neue Bereiche des Bildes hinzu, etwa mehr Himmel, mehr Strand, mehr Berge. Dabei wird beachtet, was auf dem originalen Bild zu sehen ist. Ich kann beim Erstellen auch zusätzliche Anweisungen geben, in welche Richtung das Bild erweitert werden soll. Oder den Bild-Hintergrund gleich ganz mit etwas anderem austauschen.
Ich wollte meine Eltern mit der neuen Technologie verblüffen. Also nahm ich ein Foto meines Vaters. Auf dem Bild sitzt er auf seinem absoluten Lieblingsplatz. Es ist eine Bank unter einem Mandelbaum. In nicht einmal einer Minute veränderte ich das Bild so, dass mein Vater von seiner Bank aus nicht mehr auf Weinberge schaute, sondern über einen langgezogenen Strand aufs Meer. Dieses Bild sah vollkommen realistisch aus. Ich schickte es meinen Eltern und war gespannt auf die Reaktion.
Doch das Bild machte ihnen Angst, und sie fragten mich, welchen Bildern sie noch vertrauen sollen? Ich habe gemerkt: Die Sache mit den Fakes fühlt sich viel stärker an, wenn sie einen erstmals persönlich betrifft. Es schockierte meine Eltern, als sie sahen, dass sich ihr Lieblingsplatz unterm Mandelbaum heute innerhalb einer Minute in eine Lüge verwandeln kann. Mich fasziniert vor allem die Technologie. Aber es verschwimmt immer mehr, was echt oder Fiktion ist. Wer in letzter Zeit mal Instagram genutzt hat, kann ein Lied davon singen.
Ein Kollege in der Redaktion sagt, das Thema beunruhige ihn gerade weniger. Bildern nicht vertrauen können – das gibt es durch Kino oder Fotomontagen doch schon immer. Bundeskanzler Olaf Scholz ist dagegen wohl ziemlich beunruhigt. Er beantragte beim Landgericht Berlin eine einstweilige Verfügung gegen das Video einer Künstlergruppe, die ihm per Deepfake ein geplantes AfD-Verbot in den Mund geschoben hatte. Das Landgericht verbot die Verbreitung des Videos, wie ich diese Woche berichtet habe. Die Begründung: Es erschüttere „das Vertrauen in eine seriöse und verlässliche Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung und generell in eine verlässliche Berichterstattung“. Obwohl den meisten Zuschauer:innen sonnenklar gewesen sein dürfte, dass das Video eine satirische Fälschung war.
Auch wenn der Kollege recht hat, dass es Fakes schon immer gab: Sie waren nie so breit verfügbar, so schnell und so einfach umzusetzen und so gut zu verbreiten. Diese Woche hat das Unternehmen OpenAI „Sora“ vorgestellt, eine generative KI für bewegte Bilder. Anhand von Texten lassen sich damit täuschend echte Videos erstellen. Bald werden wir darüber lächeln, dass uns das bearbeitete Foto meines Vaters unterm blühenden Mandelbaum mal verblüfft hat – denn das dürfte nur der Anfang sein.
Ich wünsche ein echtes Wochenende
Markus Reuter
Threads, Bluesky und Mastodon: Die Chance ist jetzt
Das Fediverse ist sich oft selbst genug, viele wehren sich reflexhaft gegen alles Neue. Damit verspielt das dezentrale Netzwerk die einzigartige Chance, Motor für eine neue globale Öffentlichkeit zu sein. Doch genau an dieser sollten wir jetzt gemeinsam bauen. Ein Plädoyer. Von Markus Reuter –
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Fußballfans: Dritte Halbzeit für Polizeidateien?
Nicht nur die Datei „Gewalttäter Sport“ schrumpft, auch die sogenannten SKB-Dateien werden kleiner. Doch eine Aussage aus Hessen schürt den Verdacht, dass es eine neue Bund-Länder-Datei geben könnte. Für Fanvertreter:innen wäre das „ein weiterer Skandal in der Überwachung von Fußballfans“. Von Leonhard Pitz –
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Plattformarbeit: FDP verhindert Gesetz für Arbeiter:innenrechte
Die EU-Mitgliedstaaten verhindern zum zweiten Mal, dass die Situation von Arbeiter:innen bei Uber & Co. verbessert wird. Eigentlich hatten sich Parlament und Rat vergangene Woche auf einen neuen Deal geeinigt. Deutschland enthielt sich bei der Abstimmung, weil die FDP blockiert. Von Maximilian Henning –
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Videoüberwachung: Neues von den Karlsruher Überwachungsplänen
Vor drei Jahren verhinderte der Gemeinderat die Einführung eines „automatisierten Videoüberwachungssystems“ knapp. Nun holt die CDU-Fraktion die Entwicklung des Energieversorgers EnBW wieder aus der Schublade – und könnte am Karlsruher Werderplatz diesmal mit der Etablierung eines Überwachssystems Erfolg haben. Von Gastbeitrag, Arne Cypionka –
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Kunst-Aktion für AfD-Verbot: Landgericht Berlin verbietet Kanzler-Deepfake
Die Künstler:innen vom Zentrum für politische Schönheit dürfen laut dem Berliner Landgericht kein Deepfake-Video des Bundeskanzlers mehr verbreiten. Die Künstlergruppe will sich dagegen wehren. Von Markus Reuter –
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Pegasus-Überwachungsskandal: Polnische Untersuchungskommission nimmt Arbeit auf
Die neue polnische Regierungskoalition beginnt mit der Aufarbeitung des Pegasus-Überwachungsskandals. Eine parlamentarische Untersuchungskommission hat heute ihre Arbeit aufgenommen, sie soll Licht in Polens „Watergate-Skandal“ bringen. Von Tomas Rudl –
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Interview zum Assange-Auslieferungsverfahren: „Kein Ruhmesblatt für die britische und die US-Justiz“
Ab Dienstag wird in London über den Berufungsantrag gegen die Auslieferung von Julian Assange in die Vereinigten Staaten entschieden. Im Interview beklagt der Menschenrechtsanwalt Wolfgang Kaleck beim Fall Assange die westlichen Doppelstandards. Er betont: Es geht um die Pressefreiheit. Von Constanze –
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Koalitionsstreit: Diese Gesetze sollen für die Bezahlkarte geändert werden
Asylsuchende sollen künftig eine Bezahlkarte statt Bargeld bekommen, darin sind sich Bund und Länder einig. Doch ob dafür Bundesgesetze geändert werden müssen, führt in der Ampelkoalition zu Streit. Wir erklären die Wunschliste der Länder. Von Anna Biselli –
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Neue Meldestelle beim BKA: Darf’s auch etwas mehr sein?
Das Bundeskriminalamt möchte bei der neuen Meldestelle für mutmaßliche Straftaten Hostinganbietern mehr Daten entlocken als diese eigentlich geben müssten. Bürgerrechtler sehen das ganze Verfahren als einen „Systembruch mit unabsehbaren Folgen“ für die Freiheitsrechte. Von Markus Reuter –
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Pressefreiheit: Arne Semsrott von FragDenStaat angeklagt wegen Veröffentlichung von Gerichtsdokumenten
Letztes Jahr veröffentlichte die Transparenzplattform FragDenStaat Gerichtsdokumente, über die das ganze Land sprach. Die Staatsanwaltschaft ermittelte daraufhin und hat jetzt Anklage gegen Chefredakteur Arne Semsrott erhoben. Das war geplant: Die Aktivisten nutzen den Fall strategisch, um für die Pressefreiheit zu kämpfen. Von Markus Reuter –
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Messenger: Signal erlaubt bald Verbergen der Telefonnummer
In Zukunft müssen Signal-Nutzer:innen nicht mehr ihre Telefonnummer in Gruppenchats preisgeben. Diese Praxis stand seit Jahren in der Kritik. Ganz ohne die Telefonnummer kommt der beliebte Messenger aber nicht aus. Von Markus Reuter –
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Versammlungsfreiheit: Projektion auf russische Botschaft verboten
Politische Projektionen auf Botschaften, Regierungsgebäude und den Bundestag bewegten sich schon immer in einer rechtlichen Grauzone. Das Berliner Verwaltungsgericht hat nun einer Demo verboten, im Rahmen ihres Protests die russische Botschaft mit einer politischen Nachricht zu bespielen. Von Markus Reuter –
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BETA in der Deutschen Oper: „Wir müssen die Zukunft lieben“
Die Deutsche Oper bringt die Macht von Big Tech auf die Bühne. Im Musiktheater BETA will ein Silicon Boy die Welt mit KI retten und führt sie an den Abgrund. Eine sehens- und hörenswerte Dystopie, die oft höchstens einen kleinen Schritt von unserer Realität entfernt ist. Von Ingo Dachwitz –
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Going Dark: Zivilgesellschaft gibt Kontra
Eine Expert:innengruppe der EU debattiert derzeit, wie Ermittlungsbehörden an mehr Daten gelangen können. Bislang blieben EU-Kommission und Polizeien weitgehend unter sich. Zu einem gestrigen Treffen war nun erstmals die Zivilgesellschaft eingeladen – und warnte vor Hintertüren und der Vorratsdatenspeicherung. Von Tomas Rudl –
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Datenschutz: Streit um Millionen-Bußgeld gegen Deutsche Wohnen geht weiter
Der Wohnungskonzern Deutsche Wohnen sammelte massenhaft sensible Daten von Mieter:innen. Der Rechtsstreit um das deswegen verhängte Rekord-Bußgeld wird jetzt, nach einer ersten Schlappe des Immobilienkonzerns, wieder beim Berliner Landgericht weitergeführt. Von Markus Reuter –
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Onlinezugangsgesetz 2.0: Bundestag beschließt Update für die Verwaltungsdigitalisierung
Der Bundestag hat umfassende Änderungen des Onlinezugangsgesetzes beschlossen. Damit geht die Ampel grundsätzliche Probleme bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung an. Für Euphorie gibt es allerdings keinen Grund. Denn die gesetzlichen Verbesserungen haben ein paar Haken. Von Esther Menhard –
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Nach Spyware-Fund im EU-Parlament: Bürgerrechtsorganisationen fordern Verbot von Spionagesoftware
Zum wiederholten Mal ist Spionagesoftware auf Geräten im Europaparlament gefunden worden. Europäische Digitalorganisationen schlagen Alarm. Sie fordern, dass die EU diese Art von Software endlich verbietet. Von Markus Reuter –
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Author: Markus Reuter