Köln | Rund ein Jahr vor der Kommunal- und Oberbürgermeisterwahl in Köln positioniert sich die gewinnorientierte 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA hinsichtlich ihres Standortes. Das Unternehmen schließt die Variante Marsdorf aus und beharrt auf den Ausbau im Äußeren Grüngürtel rund um das Geisbockheim. Von der Kommunalpolitik fordert das Unternehmen, Farbe zu bekennen.
In einer von Pathos getragenen Mitteilung positioniert sich das Unternehmen für die Kommunalpolitik unmissverständlich hinsichtlich des Standortes. Dieser könne nur das Geisbockheim sein. Damit setzt das Unternehmen vor allem der Kommunalpolitik und das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt unter Druck. Die stärkste Fraktion im Kölner Stadtrat die Grünen konnten mit ihrer Forderung nach Erhalt des Äußeren Grüngürtels und der Gleueler Wiese bei mehreren Wahlen äußerst erfolgreich punkten, während die Parteien, die sich für die Erweiterung aussprachen allen voran CDU und SPD im Kölner Süden und Westen bei den Wahlen teilweise massiv Federn lassen mussten.
Die 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA schreibt heute: „Der ursprüngliche Plan, das in die Jahre gekommene, modernisierungsbedürftige Geißbockheim um ein Nachwuchsleistungszentrum sowie drei Fußballplätze auf der Gleueler Wiese zu erweitern, konnte bis dato aufgrund politischen Widerstands der Stadt Köln nicht wie geplant umgesetzt werden.“
Dies bedarf einer faktischen Kontextualisierung: Der Kölner Stadtrat stimmte in der Sitzung vor der Kommunalwahl am 19. Juli 2020 für eine Erweiterung des Unternehmensgeländes der 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA und den Bebauungsplan. Dafür waren 52 Ratsmitglieder, 28 stimmten mit Nein und drei enthielten sich. SPD, CDU und FDP hatten sich im Vorfeld für eine Erweiterung ausgesprochen. Grüne, Linke und Gut waren dagegen. Schon damals befanden sich die Grünen in einem Ratsbündnis mit der CDU. Das Bauvorhaben greift in ein Landschaftsschutzgebiet ein.
Zur Einordnung muss die Erweiterung ab 2008 genannt werden. Das nennt der Investor 1. FC Köln heute in die Jahre gekommen. Als damals der Antrag für das heute errichtete Bürogebäude gestellt wurde, versicherte die 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA keine weiteren Grünflächen zu bebauen. Die Bezirksvertretung Lindenthal lehnte mit der Begründung keinen Präzedenzfall schaffen zu wollen, dieses Baugesuch damals ab. Seit 2014 treibt die 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA nun die Erweiterung voran.
Marsdorf wird abgelehnt
Der Investor 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA lehnt die Marsdorf-Variante nach wie vor ab. Der Investor schreibt, dass dies die von der Stadt Köln favorisierte Lösungsvariante sei: Ein Komplettumzug des Vereins und Neubau des Leistungszentrums in dem Kölner Vorort. Der Investor rechnet vor, dass dieses Projekt 120 Millionen Euro Investitionsvolumen bedeute. Dazu schreibt die 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA: „Die Stadt Köln war nach intensiven Verhandlungen jedoch nicht bereit, dieses Investitionsvolumen zu gleichen Teilen gemeinsam mit dem FC zu tragen, gleichwohl dies rechtlich auf Basis mehrerer unabhängiger Gutachten möglich gewesen wäre.
Im Ergebnis der gescheiterten Verhandlungen haben Vorstand und Geschäftsführung des 1. FC Köln nunmehr endgültig entschieden, dass ein Umzug nach Marsdorf aufgrund der nicht hinreichenden finanzwirtschaftlichen kommunalen Unterstützung nicht mehr in Frage kommt. Über diese Entscheidung hat der FC die politischen Vertreter der Stadt Köln entsprechend informiert.“
Die 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA will jetzt, so kündigt sie es an, den Ausbau am Geisbockheim forcieren. Dem Umzug fehle die wirtschaftliche Legitimation. Der Investor verweist auf seine 135.000 Mitglieder, von denen er aber nicht mitteilt, wie viele in Köln gemeldet sind, aber für sich reklamiert damit eine „wichtige Sozialisationsfunktion für die Stadt Köln“ zu besitzen. Die 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA sei ein wichtiger kommunaler Wirtschaftsfaktor, behaupten die Manager sowie, dass „der 1. FC Köln der wichtigste öffentlich-mediale Botschafter der Stadt Köln“ sei. Daraus leite sich ab, so das Management, dass die Kommune zur Unterstützung verpflichtet sei.
Der Bebauungsplan und das Gerichtsurteil
Die 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA fordert die Verwaltung der Stadt Köln und den Rat der Stadt Köln auf, die Fehler im Bebauungsplan, der gerichtlich geprüft wurde, zu korrigieren. Dazu schreibt das Unternehmen: „Am 23. April 2024 wird am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig darüber entschieden, ob der ursprünglich genehmigte Bebauungsplan nach wie vor Gültigkeit besitzt. Unabhängig von dem Urteil ist der FC der Überzeugung, dass eine Weiterentwicklung am Geißbockheim im angestrebten Umfang möglich und innerhalb überschaubarer Zeit – mit dem notwendigen politischen Willen – umsetzbar wäre, dies zudem weitaus kostengünstiger und ökologisch nachhaltiger. Anders lautende Stellungnahmen und Argumentationen entsprechen nicht der Realität.“
Der sportliche Geschäftsführer der 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA Dr. Christian Keller spricht von einem Investitionsstau von 40 Jahren und das vor dem Hintergrund der Genehmigungen aus dem Jahr 2010. Weiter heißt es in einem Zitat von Keller: „Was bisher modernisiert wurde, war genehmigungsfrei. Für die nun anstehenden Maßnahmen brauchen wir aber baurechtliche Genehmigungen.“
Präsident Dr. Werner Wolf ergänzt: „Jetzt gilt es, für alle Protagonisten der Stadt Köln Farbe zu bekennen. Es geht um nicht weniger als die Zukunft des FC. Wir brauchen dringend die entsprechenden Genehmigungen der Stadt, um das Geißbockheim weiterentwickeln zu können. Dabei wurde vom Gericht deutlich gemacht, dass es dem Rat der Stadt Köln möglich wäre, den Bebauungsplan durch entsprechende Änderungen rechtlich ‚heilen‘ zu können. Dafür werden wir mit vollem Herzblut kämpfen.“
Entscheidende Wochen
Das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt bekommt mit diesem öffentlich Vorstoß des Investors 1. FC Köln GmbH & Co. KGa weiter Druck in einer Phase, in der mit der Entscheidung zur Ost-West-Achse bereits mächtig Druck im Ratskessel ist. Vor allem Grüne und CDU stehen in beiden Fällen auf jeweils der anderen Seite: Die Grünen lehnen die Tunnelvariante an der Ost-West-Achse ab, die CDU will diese. Die Grünen lehnen eine Erweiterung im Äußeren Grüngürtel ab und stehen dabei nicht nur bei den Umweltinitiativen, sondern bei ihren Wählerinnen und Wählern im Wort. Der Investor 1. FC Köln erhöht 67 Tage vor der Europawahl mächtig den Druck auf die Kölner Grünen.