Köln | Der Initiativkreis Otto-Langen-Quartier hat klare Vorstellungen von dem, was an der Deutz-Mülheimer Straße passieren kann: Für die Zwischennutzung durch 16 Initiativen plus Raum 13 und die Zeit danach als urbanes gemeinwohlorientiertes Veedel mit über 600 bezahlbaren Wohnungen, Kultur, sozialen Initiativen und Kleingewerbe.
Die Zwischennutzung
Es geht um 10.000 Quadratmeter Zwischennutzfläche im Otto-Langen-Quartier. Davon möchte der Initiativkreis Otto-Langen-Quartier 40 Prozent für die ihm angeschlossenen 16 Initiativen zur Zwischennutzung von der Stadt Köln bekommen. Also rund 4.000 Quadratmeter. 6.000 Quadratmeter blieben dann für die Kulturinitiative Raum 13 übrig. Es geht erstaunlich viel um Raum 13 bei der Pressekonferenz, obwohl diese Initiative nicht im Raum war, als der Initiativkreis Otto-Langen-Quartier über seine Vorstellungen referierte. Dabei scheint die Kommunikation zwischen beiden Initiativen nicht besonders innig zu sein. Allerdings zeigt sich der Initiativkreis Otto-Langen-Quartier gesprächsbereit. Aber auch klar in der Sache: Raum 13 hatte bei seiner ersten Nutzung, bevor sie an der Deutz-Mülheimer Straße ausziehen mussten, 3.500 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Da wären die jetzt genannten 6.000 Quadratmeter annähernd eine Verdoppelung. Die Initiativen die im Initiativkreis Otto-Langen-Quartier zusammengeschlossen sind, sind verankert im Veedel. Das sind etwa die Hafenakademie, die nach Schließung ihrer Räume auf dem Lindgens Areal neue Räume benötigt für Art Happenings oder Kunstkollektive. Das sind soziale Institutionen die Second Hand Dinge anbieten, Musiker:innen im Zusammenhang mit der Offenen Jazzhouse Schule die Proberäume im Keller wollen, Aktivisten, die die NS-Vergangenheit aufarbeiten, die im Zusammenhang mit Zwangsarbeit bei KHD steht oder et Kapellche, der Mülheimer Literaturclub, die Rheinflanke und weitere. Eine Hausmeisterwohnung im Rahmen des Housing First könnte entstehen. Es ist ein bunter Mix an kulturellen, soziokulturellen, bildungsorientierten und sozialen Institutionen die im Mülheimer Veedel Räume benötigen.
Friedliche Koexistenz
An die Ratsfraktionen geht ein klares Signal: Der Initiativkreis Otto-Langen-Quartier strebt eine friedliche Koexistenz zwischen allen Zwischennutzer:innen an und glaubt daran dass dies möglich ist, etwa wenn die Etagen aufgeteilt würden: Eine Etage Raum 13, die andere Etage die Initiativen. Zudem ist eines auch klar: Wenn die 16 Initiativen nicht die Räume an der Deutz-Mülheimer Straße nutzen, dann stehen sie auf der Straße und die Stadt hätte ein größeres Problem diese kulturellen und sozialen Institutionen mit Räumen zu versorgen. Zudem steht die Frage im Raum, was macht Raum 13 mit den 10.000 Quadratmetern, wenn nur diese eine Gruppe den Zuschlag erhalten würde. Wenig Miete bezahlen und teuer vermieten? Wie wäre das geregelt? Jörg Frank, Initiativkreis Otto-Langen-Quartier, sagt: „Wir sind an einer guten Nachbarschaft interessiert und wollen 2 Mietverträge. Einen für uns und einen für Raum 13. Wir zeigen mit unserer Forderung nach nur 40 Prozent der Fläche eine außergewöhnliche Kompromissbereitschaft.“
Die Verwaltung mit der der Initiativkreis Otto-Langen-Quartier spricht sagt, wie mit der Zwischennutzung umzugehen sei, sei eine rein politische Entscheidung. Der Ball liegt damit also im Spielfeld der Politik. Wie wird sich das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt positionieren? Raum 13 steht anders als die 16 Initiativen, die sich dem Initiativkreis Otto-Langen-Quartier angeschlossen haben nur für kulturelle Nutzung. Eben nicht so vielfältig aufgestellt, wie die 16 unter dem Dach des Initiativkreis Otto-Langen-Quartier vernetzten Initativen. Dort geht man von einem Zeitraum von 10 bis 15 Jahren aus, in denen die Zwischennutzung erfolgen wird. Aber was wird in den 10 Jahren entwickelt? Eines ist auch klar, wenn die Stadt die Zwischennutzung möglich macht, dann muss sie auch die Gebäude so ertüchtigen, dass diese dafür genutzt werden könnten, etwa in Bezug auf Brandschutz, sowie Ver- wie Entsorgung, denn als Eigentümerin und Vermieterin fallen ihr bestimmte Pflichten zu.
Urbanes und vielfältiges Quartier
Der Initiativkreis Otto-Langen-Quartier will ein urbanes und vielfältiges Quartier nach der Zwischennutzung entwickelt sehen. Mit Kultur, mit Wohnen und mit Gewerbe. Das Quartier sei eine der letzten Ressourcen an Flächen, die für eine solche Entwicklung noch zur Verfügung stünden. Verwaltung und Rat müssten mit dieser Fläche klug umgehen. Daher müssten auch die Ratsfraktionen genau überlegen, was sie hier wollten. Dabei geht es auch um viel Geld. Denn noch ist der Wert des Bodens eher gering, weil es keinen vorhabenbezogenen Bebauungsplan gibt. Liegt dieser einmal vor, entwickeln sich die Preise rasant in die Höhe.
Beim Initiativkreis Otto-Langen-Quartier ist man sich sicher, dass die Stadt Köln das Heft in der Hand hat, auch wenn es um das Landesgrundstück geht. Denn sie hat die Hoheit über den Bebauungsplan. Es sei nicht ausgeschlossen das Grundstück von NRW urban erwerben zu können, wenn die Stadt die Idee von 100 Prozent Sozialwohnungsbau, Kleingewerbe, Handwerk und Kultur auf dem Gelände realisieren wolle. Mehr noch: Integriert die Stadt etwa ein lokales Begegnungszentrum, dann könnten dafür Landesfördermittel akquiriert werden. Allerdings müsste sie dazu eine eigene Entwicklungsgesellschaft gründen, die sicherlich Vorlaufkosten haben würde, die aber, so der Initiativkreis Otto-Langen-Quartier, wieder eingespielt werden könnten.
Die Alternative ist keine gemeinwohlorientierte Entwicklung mit Bieterverfahren und Großinvestor. Dann werde der Investor auch das städtische Grundstück mit seinen 10.000 Quadratmetern kaufen wollen, da ist sich die Initiative sicher. Ist das Investorenverfahren erst einmal in Gang gesetzt sieht der Initiativkreis Otto-Langen-Quartier wenig Chancen etwa über das Vorkaufsrecht der Stadt den Prozess zu heilen, gerade wenn der Bebauungsplan nicht an der Gemeinwohlorientierung ausgerichtet wäre, was im Bieterverfahren eben keine Option sei. Die Vorkaufssatzung sei kein Enteignungsinstrument mahnt der Initiativkreis Otto-Langen-Quartier. Daher sei die Politik gefragt sich zu äußern, was sie denn jetzt wolle.
Die Gruppe des Initiativkreis Otto-Langen-Quartier ist da klar: 600 bis 700 öffentlich geförderte Wohnungen für Studierende, Familien eine mit Landesmitteln geförderte Quartiersbegegnungsstätte, zur Bahn Kleingewerbe und viel Kultur in den denkmalgeschützten Flächen. Im Klartext: 13.500 Quadratmeter Gewerbefläche, 14.000 Quadratmeter Kultur, Begegnungsstätte und soziale Flächen sowie 18.000 Quadratmeter Wohnfläche. Das alles in einer Mischung mit urbaner Qualität. Dann könnte das Quartier auch eine Art Labor sein. Genossenschaften könnten bei der Entwicklung eingebunden werden. Oder Fragen erörtert werden: Wie können Wohnflächen flexibilisiert werden, so dass sie mit der persönlichen Entwicklung der Mieter:innen mitwachsen?
Das Planungsrecht weise der Stadt eine starke Position zu. Jetzt liegt es an der Kommunalpolitik für die Entwicklung des Otto-Langen-Quartier einen guten Rahmen zu finden, so die Initiativen.