In einem bizarren Vorfall innerhalb der rechtsextremen Szene in Wien im letzten November wurde bei einer gewaltsamen Auseinandersetzung ein Rechtsextremer schwer verletzt. Und das wohl durch einen anderen Rechtsextremen: Der Sohn des deutschen Rechtsextremisten Götz Kubitschek schlug anscheinend einem am Boden liegenden Rechtsextremen eine Flasche auf den Kopf, da er ihn offenbar für einen linken Gegendemonstranten hielt. Der Vorfall führte jetzt zu einer Anklage.
Rechtsextremer Opfer von rechter Gewalt
Götz Kubitschek, einer der Vordenker der deutschen rechtsextremen Szene, war am 17. November 2023 nach Wien gereist, um auf Einladung des „Rings Freiheitlicher Studenten“ (RFS) zu sprechen. Nachdem ihm die Universität Wien den Vortrag untersagt hatte, kam es vor den Toren der Universität zu einem gewaltsamen Zwischenfall.
Inmitten des Chaos warf anscheinend ein identitärer Kader einen Polizisten zu Boden. Kurz darauf griffen Kubitschek und auch sein Sohn in die Auseinandersetzung ein, der Sohn traf mit einer Glasflasche den Kopf des am Boden liegenden Mannes, den er offenbar fälschlicherweise für einen antifaschistischen Demonstranten hielt. Tatsächlich handelte es sich jedoch um einen anderen Rechtsextremen. Das zeigen zumindest Videoaufnahmen. Hier das Video von democ:
Journalist Krsto Lazarević kommentierte den Vorfall auf Twitter mit:
“In der Theorie ist der neuen Rechten die Freund-Feind-Konzeption von Carl Schmitt sehr wichtig, aber in der Praxis klappt es dann doch nicht so richtig.”
Anklage gegen den Sohn
Die Staatsanwaltschaft ermittelte gegen Kubitschek und das Opfer des Angriffs. Sie stehen unter Verdacht der schweren Körperverletzung und des Widerstands gegen die Staatsgewalt, wie aus einer parlamentarischen Anfragebeantwortung hervorgeht.
Kubitschek erklärte dem “Standard”, dass man „aus dem Nichts angegriffen“ worden sei und sein Sohn nur habe helfen wollen. Die Polizei Wien löste die antifaschistische Gegendemonstration auf, da sie als nicht rechtmäßige Kundgebung eingestuft wurde, ließ aber die rechtsextreme Gruppe weitgehend unbehelligt. Warum die rechtsextreme Gewalt, auch gegen Polizisten, kein ausreichender Grund zur Auflösung der rechten Veranstaltung war, ist eine offene Frage.
Am selben Abend durfte Kubitschek trotzdem auf Einladung einer neurechten Gruppe im Parlament sprechen. Wenn auch in einem geschlossenen Kreis, weit entfernt von der ursprünglich geplanten, prestigeträchtigeren Universitätsveranstaltung. Man habe der Universität damit “Nachhilfe in Meinungsfreiheit erteilt”, erklärte ein Mitglied der rechtsextremen FPÖ in einem Versuch, das Trauerspiel als Triumph darzustellen.
Wie das rechtsextreme Verständnis von Meinungsfreiheit anscheinend aussieht, hat einer der Rechten diesmal selbst am eigenen Leib erfahren können.
Artikelbild: Screenshot democ/youtube.com