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Bei dem Anschlag auf die Konzerthalle Crocus City Hall nahe Moskau am 22. März starben mehr als 130 Menschen, noch mehr wurden verletzt. Ein Ableger der Terrororganisation IS aus Zentralasien, der „Islamische Staat Khorasan“, hat sich dazu bekannt – auch der russische Präsident Wladimir Putin nannte „radikale Islamisten“ als Täter. Laut der russischen Justiz sitzen vier Verdächtige in Untersuchungshaft. Trotzdem spricht Putin von möglichen Verbindungen in die Ukraine. Belege dafür nannte er nicht.
Diese Behauptung taucht auch in einem angeblichen Artikel des Spiegels vom 23. März auf, der auf Facebook als Werbeanzeige verbreitet wurde, heißt es, „die Auftraggeber waren eindeutig Ukrainer“. Doch der Artikel ist eine Fälschung: Eine Google-Suche nach dessen Überschrift auf der echten Webseite des Spiegels liefert keine Ergebnisse. Woran sich erkennen lässt, dass dahinter eine russische Desinformationskampagne steckt, die immer wieder Webseiten deutscher Medien fälscht, erklärt dieser Faktencheck.
„spiegel.ltd“: Ein Unterschied in der URL enttarnt den Fake
Die gefälschte Webseite, die in der Facebook-Anzeige verlinkt ist, ist eine fast exakte Nachbildung der echten Webseite des Spiegels. Sowohl das Layout als auch das Logo stimmen überein. Ein Blick auf die Adresse der Webseite (URL) zeigt jedoch, dass es sich nicht um die Seite des Spiegels handelt – die URL lautet „spiegel.ltd“ statt „spiegel.de“. Das Netzwerk fälscht nach diesem Muster immer wieder die Webseiten von Medien aus unterschiedlichen Ländern, wie wir bereits berichteten.
Eigentlich können Links zu der Web-Adresse „spiegel.ltd“ auf Facebook nicht mehr veröffentlicht werden. Doch die Facebook-Werbeanzeige verwendet einen Link, der Nutzerinnen und Nutzer über eine andere Internetadresse (felotoaucji.online) auf den Fake-Artikel weiterleitet – so umgehen die Verantwortlichen hinter der Desinformationskampagne eine Blockade von Facebook.
Woran sich feststellen lässt, ob eine Webseite seriös ist, haben wir hier ausführlich beschrieben.
Ukraine dementiert Verbindung zu den Attentätern
Die Ukraine wies die Vorwürfe des Kremls, dass es eine mögliche Verbindung zu den Attentätern gebe, von sich. Mychailo Podoljak, ein enger Berater Wolodymyr Selenskyjs, schrieb am 26. März auf X, es handele sich dabei um Lügen. Diese würden neben Putin auch der Direktor des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB Alexander Bortnikow und der Sekretär des nationalen Sicherheitsrates Nikolai Patruschew verbreiten.
Transparenzhinweis: CORRECTIV ist seit 2017 in einer Kooperation mit dem Facebook-Konzern Meta, um Desinformation auf dem Sozialen Netzwerk zu bekämpfen. Mehr Informationen zu der Kooperation erhalten Sie hier.
Redigatur: Viktor Marinov, Sarah Thust
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Author: Max Bernhard