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Gefälschte Flughafen-Seiten auf Facebook verkaufen kein verlorenes Gepäck
Über Werbeanzeigen bei Meta versuchen Betrüger im Namen von deutschen Flughäfen, Daten von Nutzerinnen und Nutzern abzugreifen. Unter anderem wird das Logo des Frankfurter Flughafens dafür missbraucht. Der Flughafenbetreiber warnt vor den Fake-Seiten.
Die Flughäfen in Frankfurt, München und Köln/Bonn verkauften über Facebook verlorenes Gepäck, teils für zwei Euro.
05.03.2024
Frei erfunden
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Frei erfunden. Die Facebook-Seiten sind gefälscht. Sie führen zu einer Webseite, die das Logo des Frankfurter Flughafens missbraucht. Laut dem Flughafenbetreiber Fraport AG verkauft der Frankfurter Flughafen keine Koffer.
Gleich mehrere Facebook-Seiten verkaufen angeblich nicht abgeholtes Flughafen-Gepäck. In den Beiträgen heißt es: Die Flughäfen würden verloren gegangene Gepäckstücke, die seit mehr als sechs Monaten einlagern, über einen Link verkaufen. Die Facebook-Seiten tragen Namen wie: Flughafen Köln/Bonn, Flughafen Frankfurt, Flughafen Frankfurt am Main, Flughafen München „Franz Josef Strauß“ oder Deutscher Airport DE.
In den Kommentaren unterhalb der Beiträge wirkt es, als hätten Nutzerinnen und Nutzer über die Aktion tatsächlich Gepäck ergattert. Manche geben an, einen Koffer samt Inhalt, darunter einen Laptop, erhalten zu haben. Dazu schreibt die Facebook-Seite Flughafen Frankfurt am Main: „Wir freuen uns sehr für dich! Vielen Dank für die Fotos!“ Andere kommentieren: „Wie kann ich bestellen?“
Wie unsere Recherche zeigt: Am besten überhaupt nicht, denn die Aktion ist eine Betrugsmasche, die sich auch über Werbeanzeigen des Facebook-Konzerns Meta verbreitet.
Gefälschte Facebook-Seiten verbreiten Falschmeldung über verlorenes Gepäck
Die Facebook-Seiten sind nicht die offiziellen Seiten der jeweiligen Flughäfen, sondern Fälschungen. Dafür gibt es mehrere Hinweise: Im Reiter Info unter „Seitentransparenz“ steht kein Impressum, es zeigt sich also niemand für die Inhalte der Facebook-Seiten verantwortlich.
Manche der Seiten wurden bereits vor Jahren unter anderem Namen erstellt und erst 2024 in „Flughafen“ mit Stadtnamen umbenannt. Außerdem gibt es auf den Seiten bislang nur Beiträge zum angeblichen Gepäckverkauf.
Im Gegensatz zu den gefälschten Seiten zählen die offiziellen Facebook-Seiten der Flughäfen in Frankfurt, München und Köln/Bonn hunderttausende Follower und „Gefällt mir“-Angaben. Auch Kontaktdaten sind angegeben.
Betrüger nutzen Logo des Frankfurter Flughafens
Um ein verlorenes Gepäckstück von einem der Flughäfen zu kaufen, werden Nutzerinnen und Nutzer aufgefordert, dem Link im Facebook-Beitrag zu folgen. Dieser führt zu einer Webseite, die das Logo des Frankfurter Flughafens trägt. Doch die Webseite ist nicht seriös: Die Internetadresse entspricht nicht der des echten Flughafens und das Impressum fehlt.
Nach Beantwortung von drei Fragen, darunter die Altersabfrage, folgt eine Weiterleitung – auch bei Angabe eines Alters unter 18 Jahren. Wer aus sechs Geschenkboxen die richtige anklickt, habe ein verlorenes Gepäckstück ergattert, das innerhalb von fünf bis sieben Tagen zugestellt würde, heißt es.
Dafür müssen im nächsten Schritt persönliche Daten wie Name, Adresse, Telefonnummer, E-Mail-Adresse sowie die Kreditkartendaten angegeben und 2,35 Euro überwiesen werden. Hier besteht die Gefahr, dass die Macher der Fake-Aktion die persönlichen Daten abgreifen. Betrüger nutzen solche Fakes auch, um den verwendeten Laptop oder das Smartphone mit einer Schadsoftware zu infizieren.
Flughafenbetreiber: „Wir warnen bereits seit einiger Zeit vor den Fake-Seiten“
Auf Anfrage bei dem Flughafenbetreiber Fraport AG, teilte uns Sprecher Dieter Hulick mit: „Der Frankfurter Flughafen verkauft keine Koffer. Wir warnen bereits seit einiger Zeit auf unseren Social-Media-Kanälen vor den Fake-Seiten. Zudem melden wir die Seiten an die Behörden und jeweiligen Betreiber der Plattformen, sobald wir Kenntnis darüber haben.“
Aber was wird aus Gepäck, das nie abgeholt wurde? Hulick erklärt: „Grundsätzlich gehen Gepäckstücke, die über einen längeren Zeitraum herrenlos in der Gepäckausgabe zurückbleiben oder – aus welchen Gründen auch immer – ohne ihren Besitzer in Frankfurt landen, in ein Gepäcksammellager, wo sie inventarisiert werden.“ Nach drei Monaten würden sie versteigert, aber nicht vom Flughafen, sondern von externen Dienstleister im Auftrag der jeweiligen Airline.
Über hundert Werbeanzeigen zu Fake-Aktion auf Meta
Über die gefälschten Flughafen-Facebook-Seiten wird offenbar gezielt versucht, Nutzerinnen und Nutzer in die Betrugsmasche zu verwickeln. Das zeigt ein Blick in die Meta-Werbebibliothek. Über eine Suche mit den Stichworten „verlorenes Gepäck“ finden wir dort für die Monate März und April 2024 hunderte Werbeanzeigen. Allein die Werbeanzeigen, die seit einem Tag aktiv sind, sollen laut Angaben Metas etwa 5.000 Accounts erreicht haben (Stand: 11. April 2024).
Wir haben Meta gefragt, warum die Werbeanzeigen weiterhin online sind und was das Unternehmen macht, um diese Art von Betrug zu stoppen oder zu verhindern. Bis zur Veröffentlichung haben wir keine Antwort erhalten.
Die Betrugsmasche zu verlorenem Flughafen-Gepäck auf Facebook ist nicht neu. Mimikama, ein Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch, warnte schon im November 2023 auf seiner Webseite davor.
Transparenzhinweis: CORRECTIV ist seit 2017 in einer Kooperation mit dem Facebook-Konzern Meta, um Desinformation auf dem Sozialen Netzwerk zu bekämpfen. Mehr Informationen zu der Kooperation erhalten Sie hier.
Redigatur: Steffen Kutzner, Paulina Thom
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Author: Kimberly Nicolaus