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Fußball: Video zeigt keine Lazio-Fans mit Hakenkreuzfahnen in München

Dieser Artikel stammt von CORRECTIV.Faktencheck / Zur Quelle wechseln

„Lazio-Fans begrüßen ihre Spieler in München“. Mit diesen Worten verbreitet ein Nutzer auf X am 5. März 2024 zwei Videos, die Anhänger der Mannschaft zeigen sollen. In einem davon schwingen sie Hakenkreuzfahnen. In dem zweiten sollen die Anhänger in „Hitlers berühmter Bierstube“ zu sehen sein. Gemeint ist das Hofbräuhaus in München. Mit seinem Beitrag erreichte der Nutzer 2,8 Millionen Aufrufe. 

Unsere Recherche zeigt: Das Video mit den Hakenkreuzfahnen stammt aus den USA, das Video aus der „Bierstube“ entstand jedoch tatsächlich in München und zeigt Lazio-Anhänger im Hofbräuhaus. Die Mannschaft spielte am 5. März 2024 in der bayerischen Landeshauptstadt gegen den FC Bayern München.

Von den Videos, die in diesem X-Beitrag geteilt werden, zeigt nur eines Anhänger von Lazio Rom in München. Das obere mit den Hakenkreuzfahnen entstand in den USA. (Quelle: X; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Neonazis zeigten in Nashville Hakenkreuzfahnen

Eine Bilderrückwärtssuche mit einem Standbild aus dem ersten Video des X-Nutzers führt uns zu Medienberichten über die Menschen mit den Hakenkreuzfahnen. Mehrere US-Medien (hier, hier und hier) berichteten übereinstimmend, dass das Video Mitglieder der Neonaziorganisation „Blood Tribe“ zeige.

Der Vorfall ereignete sich demnach am 17. Februar 2024 in Nashville, Tennessee. NBC News zitiert die lokale Polizei mit den Worten: „Neonazi-Demonstranten […] trugen Fahnen mit Hakenkreuzen und liefen am Samstagnachmittag um das Kapitol und durch Teile der Innenstadt“. Den Medienberichten zufolge handelt es sich bei Blood Tribe um eine Organisation, die die Ideologie der „weißen Vorherrschaft“ (white supremacy) propagiert. Gegründet wurde sie im Jahr 2021 von einem ehemaligen Marine-Soldaten.

Die Bundeszentrale für politische Bildung ordnet die Ideologie der „weißen Vorherrschaft“ als „Sammelbegriff für rassistische Ideologien und gesellschaftliche Strukturen“ ein. Dabei werde eine Überlegenheit einer „weißen Rasse“ propagiert.

Anhänger von Lazio Rom stimmten im Hofbräuhaus faschistische Gesänge an und zeigten den Hitlergruß

Das zweite Video hingegen stammt tatsächlich aus dem Hofbräuhaus in München. Mehrere Medien wie die Süddeutsche Zeitung, der Kicker oder web.de berichteten, dass Anhänger des Vereins am 4. März im Hofbräuhaus mit „faschistischen Gesängen“ und dem Ausruf „Duce, Duce, Duce“ („Führer, Führer, Führer“) auffielen. Sie zeigten auch den „Römischen Gruß“, in Deutschland Hitlergruß genannt.

Die Medienberichte beziehen sich auf ein Handyvideo, dass die italienische Zeitung La Republica am 5. März veröffentlichte. Es ist 57 Sekunden lang und zeigt eine andere Szene als die, die in dem Video im X-Beitrag zu sehen ist. Dass beide Videos jedoch zur gleichen Zeit und am gleichen Ort entstanden, zeigen Vergleiche mit weiteren Videos, unter anderem auf Youtube.

Der Ruf „Duce, Duce, Duce“ bezieht sich auf den faschistischen Diktator Benito Mussolini. Er hatte laut einem Bericht der Sportschau sogar selbst einen Vereinsausweis von Lazio Rom. Der in Deutschland verbotene Hitlergruß gelte bei Lazio Rom „fast schon als Folklore“. In Italien ist dieser allerdings nicht verboten

Sportbeauftragter der Stadt Rom: „Bilder sind eine Schande für Lazio“

Web.de zitiert zu dem Fall in München den Sportbeauftragten der Stadt Rom, Alessandro Onorato: „Die Bilder der Lazio-Anhänger, die in München beim Champions-League-Spiel Hymnen zu Ehren des Duce singen und den römischen Gruß zeigen, sind eine Schande für Lazio, für alle Anhänger und für die Stadt Rom. Deshalb verurteile ich auf das Schärfste, was zu sehen ist und in diesen Stunden leider um die Welt geht.“

Dass das Hofbräuhaus in dem Video Hitlers „berühmte Bierstube“ genannt wird, liegt unter anderem daran, dass sich dort die Deutsche Arbeiterpartei im Jahr 1920 in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) umbenannte und Hitler dort deren Programm verkündete.

Auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck reagiert der X-Nutzer, der den viralen Beitrag veröffentlichte, bislang nicht (Stand: 19. März).

Redigatur: Steffen Kutzner, Viktor Marinov

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Author: Matthias Bau

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